Schöne Passungen
m6-Stifte
Bei einem Stirlingmotor ist es ja so, dass der Motor nur funktioniert, wenn die Räume zwischen Verdrängerzylinder und Arbeitszylinder hermetisch von der Außenluft abgedichtet sind. Das steht im krassen Widerspruch zur Schubstange des Verdrängerkolbens zum Beispiel, die in einer Buchse läuft und dafür sorgt, dass die heiße Luft im Verdränger durch den Verdrängerkolben schön vom heißen Ende zum kalten Kühler transportiert wird. Diese Schubstange hat die undankbare Rolle, einerseits den Zylinder richtig gut abzudichten, damit keine Luft entweichen kann und sich dabei aber auch anderseits besonders leichtgängig bewegen muss.
Dieses Problem brachte mich dazu, mich mal ein wenig mit Toleranzen zu beschäftigen, weil ich schnell feststellen musste, das eine H7 Bohrung selten in einer Kombination mit einer h7-Silberstange zu einer hier gewünschten Passung führt. Wenn man die Stange quer zur Bohrung bewegt, merkt man, dass sie erstaunlich viel Spiel hat. Mit anderen Worten: es flutscht einfach zuviel Luft hier raus. Mehrere Versuche, eigene Stangen schön passend zu drehen und zu schleifen, zeigten im Wesentlichen immer zwei (schlechte) Ergebnisse: entweder hatte ich im Durchmesser zuviel geschliffen oder gedreht, so dass die Stange genauso wackelte, wie die h7-Stäbe, oder ich hatte einen Stab, der vorne doll, hinten bäh und in der Mitte lala war. Bin halt kein gelernter, gewiefter Dreher...
Irgendwann kam ich auf die Idee, im Internet nach fertigen Stäben mit einer geeigneten Passung zu suchen... und ich wurde bei fündig
Stifte, Stangen und Bolzen > Stifte ohne Gewinde > Zylinderstifte > DIN 7 Zylinderstifte Toleranzfeld m6 (ISO 2338) > ROSTFREI A1 oder Stahl
Fand ich genau das, was ich suchte.Nur bei einigen Längen „darf" man auch nur 10 Stück bestellen, so dass auch die Kosten im überschaubaren Rahmen bleiben.
Hier mal eine Berechnung, die deutlich macht, dass m6 der Himmel für alle Passungs-Suchenden darstellt:
Zylinderstift 5, m6 | |
+12 | Höchstmaß : 5,012 mm |
+4 | Mindestmaß : 5,004 mm |
Loch 5, H7 Reibung | |
+12 | Höchstmaß : 5,012 mm |
+0 | Mindestmaß : 5,000 mm |
Angenommen das Loch – mit H7 gerieben – hat einen Durchmesser von 5,012 (Höchstmaß), dann kann der Stift maximal genauso groß sein oder minimal 5,004. Wenn der Stift sich noch bewegen soll, wäre der 2. Fall bei nur 8 Tausendstel Spiel ideal.
Hat das Loch genau 5 (Mindestmaß) dann hätte der Stift im schlimmsten Fall 12 Tausendstel oder eben nur 4 Tausendstel Übermaß. Das wäre natürlich Pech.
Ich habe bisher immer Glück gehabt. Der Stift wackelte nicht mehr und der Stirling entwickelte seine maximal Kraft.
kleinere Reibahlen
Eine andere Möglichkeit ist die, die normalen Siberstahl-Stangen zu nehmen – wesentlich billiger als die m6-Stangen - und dann aber keine H7-Reibahle für die Bohrung zu nehmen, sondern eine Reibahle zu erwerben, die 2 Hundertstel unter dem Normalwert liegt. Also bei einer 5er-Bohrung hat die Reibahle dann 4,98. Solche bzw. ähnliche Reibahlen bekommt man z.B. bei Bengs-Modellbau
Allerdings haben die 0,03 Untermaß. Sind wohl eher zum Aufpressen geeignet. Diese 1 Hundertstel Unterschied kann schon bewirken, dass die Stange nicht mehr bewegt werden kann, was natürlich bei einer Kolben-Schubstange, die in einer Buchse laufen soll, nicht so der Hit ist. Das muss man ausprobieren, da ja auch die üblichen Silberstangen Toleranzen haben.
Ich habe mich inzwischen mit Reibahlen (?.98) von 2mm bis 10mm eingedeckt und bin sehr froh, dass ich sie habe. Diese stammen allerdings aus dem Industrie-Werkzeughandel (Hoffmann oder so), über einen befreundeten Firmeninhaber bezogen.